… die Geraer Siedlung …

zwischen Ernsee und Untermhaus

die Straßenerschließung

Wie schrieb Paul Feustel 1966: “Ich war der erste Siedler und baute 1927/1928 mitten ins Feld hinein ohne Weg und Steg.”

Messtischblatt von 1903 (Auszug)
Messtischblatt von 1928 (Auszug)
beide aus Deutsche Fotothek

Dieser Satz wird wohl die Situation hinsichtlich der “Wege und Stege” in der entstehenden Siedlung in den Anfangsjahren genaustens beschreiben. Obwohl die spätere Straße Auf der Hammelburg schon in Form des Feldweges vorhanden war, wie aus dem Messtischblatt von 1903 unschwer festzustellen ist. Lediglich der spätere Texdorfer Weg musste zum “Weg und Steg” ausgebaut werden. Auch die Revierwege am östlich angrenzenden Wald waren vorhanden. Ob sie befestigt und wie sie beschaffen waren, ist nicht überliefert.
Das Ganze war am Anfang sicherlich nicht einfach und oft wurden durch die Protagonisten, sprich Bauherrn (Baubetriebe) Tatsachen geschaffen. So wie die Beamten der Hofkammer gegenüber Dr. Dieroff im November 1928 ihren Unmut ausdrückten, dass sein Nachbar “der Lehrer Fiedler seine Zufahrt zur Baustelle von der Weinbergstr. (gemeint ist die Hohle, d.V.) aus hat, die Fuhrwerke doch den Weg über das Kammergutsfeld und auf dem Revierweg … und dabei alles in Grund und Boden fahren.” (!)
Mit der immer wieder angemahnten Arealabtretung der zukünftigen Straßenflächen I und II seitens der Hofkammer an die Stadt, wollte sie dieses Problem loswerden, wollte nicht der Adressat der Bauherrn sein, die eine Befestigung der Zufahrtsstraßen erwarteten. Aber erst mit den Eintragungen des Besitzwechsels im Oktober 1928 war die Stadt Eigentümer und damit für die Erhaltung/Ausbau der Straßen in der neuen Siedlung auch zuständig.

das Doppelhaus Texdorfer Weg 4 & 6
mit Richtkrone (beachte den Wegezustand)
C. Backhaus
Auf der Hammelburg
B. Kloth mit dem Postboten
die Lorenz Kinder auf dem Pottendorfer Weg
M. Klüger

Die Fotos vom Rohbau des Doppelhauses Texdorfer Weg 4/6 aus dem Jahre 1929, von Auf der Hammelburg und das vom Pottendorfer Weg zeigen uns, wie es um die Wegebeschaffenheit in den Anfangsjahren der Besiedlung und während der vielen Baustellen gestanden haben muss.

Leider finden sich heute dazu keine Akten bzw. Dokumente in den Archiven, die uns den Werdegang der Straßenerschließung belegen können.
Die Straßen waren dann irgendwann “befestigt”. Heute würden wir allerdings den Status der damaligen Straßen mit “unbefestigt” beschreiben, wie das auf dem Foto der Fam. Lorenz vom Anfang der 1930er Jahre den Pottendorfer Weg und das Foto von Fam. Kloth den Texdorfer Weg nach dem Krieg zeigt, zu sehen ist.

Erst zu DDR-Zeiten Mitte der 1960er Jahre wurden die Straßen der Siedlung asphaltiert. Das erfolgte nicht im heutigen Sinne. Der Gleitfertiger der Stadtdirektion Straßenwesen fuhr, nachdem der Radlader ein Planum geschoben bzw. einmal alles egalisiert hatte, einmal rings um die Hammelburg, auch durch die Gartenanlage und fertig war die Schwarzdecke.
Immerhin hat dieser Belag bis 2012 gehalten bzw. halten müssen, da im Zuge der Bauarbeiten zur Entwässerung abschließend, wenn auch nur zum (großen) Teil, eine neue Schwarzdecke aufgezogen wurde.
In der Gartenanlage und auf Teilen der östlichen Umfahrung (Revierweg) zwischen Auf der Hammelburg und der Hohle ist noch der damals eingebrachte Belag vorhanden und unschwer festzustellen, das er doch ziemlich in die Jahre gekommen ist. Wie man sieht, ohne jeglichen Unterbau wurde die Schwarzdecke auf den planierten Wegen einfach aufgebracht. Fertig!

Festgehalten werden muss auch, dass die Hohle zu DDR-Zeiten nur “Flickschusterei” erfahren hat. Aber zu Anfang der 1990er Jahre wurde die Hohle Grund instandgesetzt. Dass das einige Kraftfahrer danach dazu verleitete, mit unerlaubter Maximalgeschwindigkeit die Hohle hinunter zu fahren, hatte die Einbringung der “schlafenden Polizisten” (Querrinnen) zur Folge. Leider wurde es versäumt, einen Fußweg zu bauen. Da doch viele Fußgänger im Bereich der Hohle unterwegs sind, haben sich diese im Wald parallel zur Hohle ihren eigenen Weg geschaffen, dessen Verkehrssicherheit vom Forst in dankenswerter Weise aufrechterhalten wird.